Warum werden Hunde in der Pubertät futtermäkelig?
Immer wieder beobachten Hundehalter bei ihren Hunden im Alter von meist 6-10 Monaten (beginnende Pubertät) eine Phase, in der sie ihr bekanntes Futter plötzlich verschmähen.
Die Sorge bei den Hundehaltern ist dann verständlicherweise groß:
Ist mein Hund krank?
Meiner Erfahrung nach hat das verschiedene Gründe:
Das Hauptwachstum ist dann abgeschlossen und der bis dahin erhöhte Bedarf an Calcium sowie anderen Mineralstoffen und Vitaminen verändert sich. Wird der Junghund dann noch wie ein Welpe gefüttert, dann verweigert er vielleicht intuitiv das zu gehaltvolle Futter.
Sophie Strodtbeck schreibt in ihrem Buch „Hilfe, mein Hund ist in der Pubertät“ Folgendes zum Thema:
Der Junghund ist in der Futterentwicklungsphase, in der vieles, auch das Futter, noch einmal hinterfragt wird. In diesem Alter würden frei lebende Junghunde langsam abwandern und sich ein neues Revier suchen. Dieses neue Revier bringt oft auch neue Nahrungsquellen mit sich, sodass eine Überprüfung der bisherigen Nahrungsgewohnheiten biologisch gesehen sinnvoll ist. Darum ist eine vorübergehende Mäkeligkeit in diesem Alter nicht ungewöhnlich.
Auch sind die Junghunde im Zahnwechsel, das kann Schmerzen verursachen.
Vielleicht hat der Hund Schmerzen beim Kauen. Sind alle neuen Zähne durchgebrochen oder steckt irgendwo ein Milchzähnchen fest, das den nachkommenden blockiert?
Einige Hündinnen werden zum ersten Mal läufig, da ist der Hormonhaushalt schon mal durcheinander. Auch die darauf folgende Scheinträchtigkeit und Scheinmutterschaft belastet einige Hündinnen sehr.
Bei Rüden wird erstmals vermehrt Testosteron ausgeschüttet, was den Hormonhaushalt ebenfalls durcheinanderbringen kann. In der Nachbarschaft oder auf Spaziergängen sind nun die läufigen Hündinnen interessant.
Auch erwachsene Rüden fressen in der Zeit der läufigen Mädels oft schlecht.
Liebeskummer eben.
Hier gebe ich zu bedenken, dass Du nie weißt, was Dein Hund gerade riecht, seine Nase ist um ein Vielfaches besser.
Sollte man dem Hund jetzt sofort ein anderes Futter anbieten?
Meine persönliche Meinung ist: Nein.
(Zwar raten wir dazu, Hunde mit BARF zu ernähren, aber das soll hier nicht das Thema sein. Wenn Du eine Futterberatung wünschst, kannst Du Dich gerne an uns wenden.)
Insofern der Hund keine organischen Erkrankungen hat, würde ich in dieser pubertären Phase das Futter 2x täglich anbieten, wird es nicht gefressen, wieder wegnehmen und bei der nächsten Mahlzeit wieder anbieten.
Oftmals erarbeiten die Jungspunde sich ihr Futter gerne. Also kannst Du versuchen, das Futter in Haus und Garten zu verstecken und gemeinsam mit ihm zu suchen. Freu Dich mit Deinem Hund, wenn er es gefunden hat.
Futterspielzeuge (Kong) werden ebenfalls sehr gerne angenommen. Bei tragefreudigen Hunden ist der Futterdummy sehr beliebt.
Trainierst Du mit Deinem Hund, dann sei mit den Futterbelohnungen etwas großzügiger.
Grundsätzlich muss sichergestellt sein, dass der Hund organisch gesund ist.
Der erste Gedanke im pubertierenden Alter gilt dem Zahnwechsel.
Hat der Hund Bauchschmerzen, Magengrummeln, Blähungen, Erbrechen und verweigert deshalb sein Futter? Hunde in diesem Alter fressen auch mal Unrat und bekommen Entzündungen im Magen-/Darmbereich. Bis hin zu gefressenen Socken, die einen Darmverschluss verursachen können, ist vieles möglich.
Sind alle Vitalwerte in Ordnung?
Auf dieser Notfallwebsite findest Du alle Werte, die Du selbst überprüfen kannst.
Stimmt etwas mit den Vitalwerten nicht, such einen Tierarzt auf. Auch wenn Du Dir unsicher bist, kann ein Besuch beim Tierarzt nicht schaden. Dieser berät Dich gerne und kann hilfreiche Tipps geben.
Wenn Hunde dauerhaft ihr Futter ungern fressen oder sogar meiden, dann sollte man sich überlegen, ob das angebotene Futter überhaupt für den Hund geeignet ist. Vielleicht bekommt er davon grundsätzlich Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Sodbrennen. Beobachte Deinen Hund genau, ob Du solche Anzeichen erkennen kannst. Hunde sind intuitiver als wir Menschen. Außerdem teilen wir unseren Hunden das Futter zu, er kann nicht einfach in den Laden gehen und das kaufen, was am besten für ihn ist.
Sicherlich hast Du das Futter für Deinen Hund sorgsam ausgewählt, aber vielleicht ist es doch nicht das richtige?
Ein Futter, das lange gut vertragen wurde, kann auch plötzlich nicht mehr das richtige sein. So können sich zum Beispiel Unverträglichkeiten gegenüber einzelnen Komponenten entwickeln.
Oft lohnt es sich dann grundsätzlich, über einen Futterwechsel nachzudenken.
Futterprägung:
Bekommt ein Welpe beim Züchter immer das Futter derselben Marke, dann kann es zu einer Futterprägung auf eine bestimmte Geschmacksrichtung kommen. Meiner Meinung nach sollten den Welpen beim Züchter bereits verschiedene Futter angeboten werden.
Rohes Fleisch, Obst, Gemüse Trockenfutter, Nassfutter, auch von verschiedenen Herstellern. Immer mal wieder als Beigabe, natürlich nicht ständig wechselnd. Somit kann Prägung auf ein bestimmtes Futtermittel vermieden werden.
Frei nach dem Motto „Was der Welpe nicht kennengelernt hat, frisst der Hund auch nicht“.
Aber halte Dich bei der Übernahme eines Welpen (oder auch erwachsenen Hundes) unbedingt an die Futterempfehlung des Züchters – zumindest die ersten 2/3 Wochen – denn der Umzug in ein neues Zuhause bedeutet Stress für den Körper, kommt jetzt noch eine plötzliche Futterumstellung dazu, ist der kleine Körper völlig überfordert.
Beginnt Dein Hund nun mit Futtermäkeln, dann solltest Du aufmerksam sein, doch Du musst nicht direkt in Panik geraten. Es gibt durchaus Hunde, die einfach mal eine Mahlzeit ausfallen lassen und trotzdem kerngesund sind. Wie bei uns Menschen eben auch.
Jeder ist ein Individuum.